Eine Auseinandersetzung zur Rolle und Bedeutung von VvV
in der Frage der Entwicklung der Demokratie
- Ralph Boes -
Lieber Joseph –
ich sehe
deine Enttäuschung – und ich verstehe sie.
In gewisser Weise geht es Dir nicht anders, als es mir ergangen ist. Du weißt: Ich stehe für bedingungsloses Grundeinkommen – und in VvV ist nicht mit einem einzigen Wort davon die Rede. Und so ist es mit ALLEN Gedanken, die man zur Verbesserung unserer Demokratie, zur Regionalisierung usw. haben kann. Von NICHTS davon ist in dem Vorschlag von VvV die Rede.
In gewisser Weise geht es Dir nicht anders, als es mir ergangen ist. Du weißt: Ich stehe für bedingungsloses Grundeinkommen – und in VvV ist nicht mit einem einzigen Wort davon die Rede. Und so ist es mit ALLEN Gedanken, die man zur Verbesserung unserer Demokratie, zur Regionalisierung usw. haben kann. Von NICHTS davon ist in dem Vorschlag von VvV die Rede.
Trotzdem finde ich VvV inzwischen unaussprechlich
gut!
VvV bietet den Ansatzpunkt, in der Politik wieder
etwas im Sinne des Volkes / der Bevölkerung zu bewegen – auch wenn die Politik
selbst das absolut nicht will!
Heute haben wir ja das Problem, dass wir so viele
Dinge gerne ändern würden – aber die sog. Politik uns einfach
übergeht. Sie wird schon lange
nicht mehr vom Volk, sondern fast ausschließlich von den Geldmärkten und von den
Großkonzernen gesteuert und tritt oft
gegen den Willen der Menschen und der Bevölkerungen der Länder an.
Dass das Volk der Souverän sei, wie im Grundgesetz gefordert – das heute zu
behaupten, ist absurd.
VvV stellt da die Machtfrage! Die Stärke von VvV
liegt nicht
darin, dass Ideen entwickelt werden, wie die Republik – oder wie
Europa – weiter entwickelt werden können. Weder geht VvV auf die
Gemeinwohlökonomie, noch auf Grundeinkommen, noch auf sonst irgendetwas im
großen Spektrum der Ideen zur Erneuerung der Demokratie, der Wirtschaft, des
Rechtswesens, des sozialen oder des kulturellen Lebens in Deutschland oder
Europa ein.
VvV stellt einfach die Machtfrage:
WER hat überhaupt etwas zu
bestimmen? Geben uns – wie heute – die Geldmärkte und die Wirtschaft unsere
Strukturen und Gesetze vor? Oder bestimmen wir uns als Menschen, als
Bevölkerungen und Bürger der Verhältnisse, in denen wir leben und für die
WIR letztlich auch alle selber
bürgen, d.h. "den Kopf hinhalten"
müssen, selbst?
Ohne
dass diese Frage gestellt und zu
unseren Gunsten beantwortet ist –
und VvV ist da das einfachste und überzeugendste Mittel ! – stehen wir mit allen
unseren weiterführenden Gedanken und Ideen da, wie ein Maler ohne Leinwand und
Pinsel, ein Erfinder ohne Werkstatt und Material, ein Baumeister ohne Steine,
Grund und Boden. Alle unsere Ideen bleiben Träume, die wir nicht umsetzen
können, wenn wir selbst der Souverän
nicht sind.
---
Erst wer die Macht hat, hat das Sagen!
Die Macht selbst in die Hand zu bekommen – über die Verfassung und über die Politik – nur DAFÜR ist VvV geschaffen. Und da muss man nicht in erster Linie auf den Vortrag von Heinz Kruse (VvV) schauen - sondern sich einfach einmal ansehen, was da vorgeschlagen wird. Und dann muss man sich fragen: was würde geschehen, wenn eine Abstimmung mit diesen Fragen POSITIV vom Volk beschieden würde … ???
Die Macht selbst in die Hand zu bekommen – über die Verfassung und über die Politik – nur DAFÜR ist VvV geschaffen. Und da muss man nicht in erster Linie auf den Vortrag von Heinz Kruse (VvV) schauen - sondern sich einfach einmal ansehen, was da vorgeschlagen wird. Und dann muss man sich fragen: was würde geschehen, wenn eine Abstimmung mit diesen Fragen POSITIV vom Volk beschieden würde … ???
Vorgeschlagen wird eine freie Volksabstimmung:
außerhalb der derzeit gültigen Gesetze aber gegründet auf
Artikel 146 GG:
1) Ich stimme zu, das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland nach Artikel 146 GG als Verfassung der Bundesrepublik Deutschland zu übernehmen.2) Ich stimme zu, den Artikel 20(2) des Grundgesetzes in folgender Form neu zu fassen:Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Volksabstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt. Die Ergebnisse von Volksabstimmungen sind bindende Grundlage für politisches Handeln.3) Ich stimme zu, den Artikel 20(5) des Grundgesetzes in folgender Form neu zu fassen:Vor wichtigen politischen Fragen und Grundsatzentscheidungen ist das Volk nach seinem Willen zu befragen.4) Ich stimme zu, den Artikel 146 des Grundgesetzes in folgender Form neu zu fassen:Das Volk bestimmt alleinig und unmittelbar über die Inhalte der Verfassung. Ein geeignetes praktisches Verfahren ist dem Volk innerhalb von zwei Jahren zur Abstimmung vorzulegen.
Was kann durch eine derartige Volksabstimmung
gewonnen werden?
- Durch Punkt 2 wird die Volksabstimmung endlich in die Verfassung integriert- Durch Punkt 3 werden die politischen Richtungsentscheidungen (TTIP?, Militär ins Ausland? usw. usf.)
- und durch Punkt 4 selbst Veränderungen der Verfassung bindend in die Hand des Volkes gelegt.
Im Sinne des Axioms des Grundgesetzes, dass alle
Staatsgewalt vom Volke ausgeht, wären das alles
Selbstverständlichkeiten. In der
Schweiz sind diese Selbstverständlichkeiten bereits seit 150 Jahren Realität.
Politische Hybris hat die Durchsetzung dieser "Selbstverständlichkeiten" bei uns
aber bisher verhindert und das Volk zum bloßen Zuschauer in der – von oben herab
betriebenen - Politik gemacht.
Um diese – inzwischen höchstgefährliche -
politische Selbstermächtigung auszuhebeln, schlägt nun Heinz Kruse (VvV) vor, an
Artikel 146 GG anzusetzen:
Nach diesem Artikel "verliert (das Grundgesetz)
seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung in Kraft tritt, die vom
deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossen worden ist".
Die Erhebung des Grundgesetzes zur Verfassung
liegt also ganz in UNSERER
Macht. Da kann die Politik nichts dagegen sagen, weil sie selbst nicht der
Souverän, sondern nur ein Erfüllungsgehilfe des Volkswillens und ein Akteur
im Rahmen des Grundgesetzes ist,
bzw. sein darf.
Sie muss
den Akt akzeptieren, ob sie will oder nicht …
Indem wir nun nach Satz 1 der Abstimmung das
geltende Grundgesetz zur Verfassung erheben – nehmen wir den Politikern die
Butter vom Brot.
Sie können da nichts dagegen sagen, da sie auf
dieses Grundgesetz JETZT SCHON
verpflichtet sind und es, ob noch sauber oder nicht, auch nach Ihrem Gusto
ausgestaltet haben.
Am INHALT
können sie also SO nicht rütteln und auch das Volk nicht für verrückt
erklären, wenn es unbedingt das Grundgesetz zur Verfassung erheben will. Es hat
nach
Artikel 146 das unumstößliche Recht dazu.
Was ihnen aufstößt, ist allerdings die
FORM: denn dass das Volk an der
Verfassung mitzudenken und mitzuentscheiden hat, ist ihnen bis jetzt nicht
aufgefallen …
Durch die Erhebung des
Grundgesetzes zur Verfassung erheben wir uns auf die systemimmanenteste,
gewaltloseste und selbstverständlichste Weise der Politik gegenüber selbst zum
Souverän: Ab jetzt bestimmen WIR, was im Staat zu gelten hat und was nicht. –
Und damit wir der Souverän ab dann AUCH BLEIBEN – dafür sind Satz 2 bis 4
gegeben.
---
Ich habe noch nie eine so sauber entwickelte,
einfache und praktische Idee gesehen, um das unsägliche Machtgebaren unserer
Politik (welches in Wahrheit allerdings nichts anderes als pure Ohnmacht
gegenüber der Wirtschaft und den Geldmärkten ist) zu beenden.
- Natürlich kann man fragen, ob das
derzeitige Grundgesetz zu einer
von uns gewünschten Verfassung schon genügt; ob es nicht besser wäre,
vor der Abstimmung über eine
Verfassung erst einen Verfassungsentwurf zu erstellen, der besser unseren
Vorstellungen und Einsichten entspricht …
Dass das derzeitige Grundgesetz im Sinne seiner
Ideale noch Entwicklungspotential
hat und auch unseren Vorstellungen und Einsichten
bei weitem noch nicht genügt -
darin stimme ich absolut mit Dir überein.
Wenn wir die Diskussion über die Inhalte des
Grundgesetzes / der Verfassung aber VOR
der Selbstermächtigung beginnen, werden wir
NIE zum Ziele kommen, denn das
braucht gewaltig Zeit – und JEDER
einzelne Punkt spaltet die Gemüter!
Wenn wir wirklich
der Souverän sein wollen, der wir
laut Verfassung sind, dann müssen wir den Politikern
ZUERST die Macht entreißen und
ihnen DANN diktieren können,
was wir wollen.
Erst die Verfassung in
unsere Hand und dann die Veränderungen der Verfassung durch Volksabstimmung –
anders herum kann der Weg jetzt nicht
mehr gehen.
Heinz Kruse sagt sehr bescheiden, dass seine
Ideen nur der Türöffner sind … Sie sind es tatsächlich – für die Durchsetzung
aller weiteren Reformen in Richtung Demokratisierung unserer Länder. Sie stellen
sie aber nicht nur den Türöffner, sondern sozusagen den "archimedischen Punkt",
den Hebelpunkt für die MACHBARKEIT
der Reformen dar.
Ohne diesen Hebelpunkt werden alle unsere
Reformideen ins Leere gehen.
Mit herzlichstem Gruß,
Berlin, den 08.04.2016
Ralph (Boes)
Lieber Ralf,
AntwortenLöschendas gefällt mir, wie Du das Anliegen der Initiative "Verfassung vom Volk" zusammengefasst hast.
Auf meiner Seite (www.netz-vier.de) habe ich auch für VvV plädiert und habe zwar erwähnt, dass ich die Verfassungsvorschläge von Jahannes Heinrichs (aus dem Buch "Revolution der Demokratie") gut fände, aber als ersten Schritt bin ich ganz für das Vorgehen, wie es Heinz Kruse vorgeschlagen hat.
Dieter Federlein
www.netz-vier.de
Lieber Dieter! Herzlichen Dank -
AntwortenLöschenund allen, die hier mitlesen, empfehle ich, auch mal auf http://www.netz-vier.de/ zu gehen :-)
1. WER ist das VOLK?
AntwortenLöschen2. Wie machen wir das denn KONKRET? Also die VvV zusammentragen, Wahl organisieren usw. und das ggf. VÖLLIG gegen den Strich der "bisherigen Obrigkeit"? Oder soll die jetzt (wenn ja an welcher "Hierarchieebene") das "genehmigen"? Bitte um Erläuterung.
3. Wie lösen wir das (nicht nur) von Ralph angesprochene Problem, dass die Politiker Handlanger der Wirtschaft sind und davon abweichende Interessen bekämpft oder ausgeblendet werden? Und das halt gern "strukturell", so dass solche Unterfangen wie das von Heinz Kruse wenig Öffentlichkeit genießen -zu mindest viel weniger als die WM oder persönliche Befindlichkeiten zu schuldfragen in Sachen Arbeitslosigkeit und Fluchtgründe.
Wie setzen wir "den der abstimmt" (wovon wir ja ne Menge brauchen) in den Zustand der Erkenntnis und vor allem INITIATIVE selbst was zu tun - und sei es nur an VvV mitzudenken und dafür mit einzutreten?
Vielleicht indem wir letztlich durch unser tägliches Wirken die WIRTSCHAFT ebenso zurückverlangen in unserem Sinne (für WEN wirtschaften wir eigentlich) wie die vorenthaltene Verfassung?
Ich denke die sind untrennbar verbunden durch die PRAXIS (die sich gesetzlich und in nebenabreden manifestiert).
Und davon ausgehend wird vielleicht der Blick frei auf "Alternativen zur Politik", welche uns bislang geflissentlich ignoriert und sich an keine Verfassung hält, nur an Hausanweisungen oder Dienstvorschriften.
Danke für die wirklich guten Fragen!
@ Frage 1): Wer ist "Volk"? Im eigentlichen Sinne alle, die die Politik der Regierung betrifft und die dafür letztlich auch "bürgen" müssen - was der eigentliche Sinn des Wortes "Bürger" ist. Mindestens aber alle Wahlberechtigten ...
@ Frage 2): Wie durchführen und durchsetzen? Das ist eines der Rätsel, welche es in der nächsten Zeit zu lösen gilt. Wahl per Papier - oder elektronisch? Genehmigung?: Wir werden uns selbst ermächtigen müssen! Wenn nicht genügend Unterstützung aus dem Parlament kommt, wird das einen Machtkampf geben.
@ Frage 3): Wie "das Volk" erreichen? Das wird sich jetzt auch zu klären haben. Die Frage ist, ob wir einen Kampagne hinbekommen, die wirkt.
Zum Thema Einbeziehung (Zurückverlangung) der Wirtschaft: Ein sehr sehr wichtiges Thema.
Da ist dreierlei zu sagen:
1.) Als KUNDE z.B. bestimmt man sehr viele Prozesse der Wirtschaft mit. Aber auch da gilt: Wie bekommt man es hin, dass eine wahrnehmbar große Anzahl von Menschen verantwortlich handelt?
2.) An "Alternativen zur Politik" glaube ich nicht. Man schaue nach Nordkorea - und frage sich, ob da mit Alternativen irgend etwas zu gestalten ist ... Aber ich glaube daran, dass zwischen Wirtschaft und Politik ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, so dass auch Unternehmungen im wirtschaftlichen Bereich politische Früchte bringen können ...
Das tun sie ja auch heute. Aber im negativen Sinne! Die Politik muss gestärkt werden, dass sie den destruktiven Tendenzen der Wirtschaft etwas entgegensetzen kann.
3.) Die Anbindung der Wirtschaft an den Volkswillen läuft über die Politik. Die Politik klärt verpflichtend die Umwelt- und die sozialen Standards. Ohne politische (= rechtliche) Rahmensetzung steht ein verantwortlich handelndes Unternehmen immer "schlechter" als das Raubbau betreibende da.
Die Politik in den Händen der Wirtschaft löscht verantwortliche Standarts aus. Sie muss wieder in die Hand des Souveränes kommen. Das geht nur über Volksabstimmung. Volksabstimmung wird es nur geben, wenn wir die Politik dazu zwingen. Der Weg geht über VvV. Ich sehe keine andere Möglichkeit.